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Mexiko – Slacklineabenteuer im Land der Gelassenheit

Atemberaubende Slackline-Spots, ob der mexikanischen Gemütlichkeit ein Intensivunterricht im geduldig sein und eine Riesenportion an Lebensfreude, das waren drei Wochen Mexiko für mich kurz und knackig auf den Punkt gebracht.

Alles hat in Mexico City angefangen, von wo mein Begleiter Chris Huber und ich in einer abenteuerlichen Busreise zum ersten Highlinespot transportiert worden sind.

1st Spot: Highline an der "Sotano de la Guacamaya"

Es ist ein surreal anmutender Ort im verträumten Städtchen Aquisimon im Bundesstaat San Luis Potosi, der mich vom ersten Augenblick verzaubert hat: 140 Meter hohes Kalkgestein, darüber eine 60 Meter lange Highline und mehrere tausende Guacamayas (eine Papageienart), die hier niesten und mich bei jedem meiner Schritte aufmerksam beobachten.

Aber Moment... Bevor es so weit ist, muss ich erst einmal meine Highline aufbauen: Nachdem Chris und ich das mexikanische Komitee in Stunden langen Diskussionen und sehr viel versprühtem Tiroler Charme davon überzeugt haben, dass mein Balanceakt am Eingang der Sotano de la Gucamaya (dt. Papageienhöhle) zu spannen, die unberührte Natur hier im mexikanischen Dschungel in keinster Weise beeinträchtigt, geht es auch schon mit dem Aufbau los.

Die Distanz zwischen den beiden Ankerpunkten beträgt zarte 60 Meter, beide Ankerpunkte befinden sich im tiefsten Dschungel. Hier das Zugseil rüber zu werfen, ist eine absolute „Mission Impossible“. Als Meister der Improvisation kommt mir die zündende Idee: Ich flieg das Zugseil einfach mit meiner Drohne ans andere Ende. Aus knapp 60 Metern Entfernung gelingt es mir dann tatsächlich ein Fenster, das gerade einmal zwei Mal ein Meter fünfzig groß ist zu treffen. Meine einzige Navigation ist Chris, der mir aus der Ferne die richtige Position zuruft. Die Methode „fliegendes Zugseil“ hat sich dermaßen bewährt, dass ich alle meine Slackline-Systeme auf meinem Mexiko-Trip so aufbauen werde.

Der restliche Aufbau der Highline über der „Sotano de la Guacamaya“ verläuft super easy: Nach nur zweieinhalb Stunden ist das gesamte Highlinesystem fertig aufgebaut. Am letzten Tag unseres Aufenthalts in Aquismon geht es dann vor einer atemberaubenden Kulisse auf die Highline.

2nd Spot: 80m Waterline über die "Cenote Tankah"

Der zweite Slackline-Spot führt Chris und mich nach Tulum im Bundesstaat Quintana Roo. Hier im Süden wartet auf uns ein komplettes Kontrastprogramm zum Norden: Während in Aquismon fette Daunenjacken unsere steten Begleiter waren, sind es hier Sonnenbrille und T-Shirt, hat es hier in Tulum immerhin hochsommerliche 30 Grad. Und dann sind wir auch noch an einem Ort angekommen, der für seine über 900 Cenotes bekannt ist. Damit ist Tulum das reinste Waterline-Eldorado.

Die Organisation im Süden verläuft rasch und unkompliziert. Der örtliche Tourismusverband greift uns tatkräftig unter die Arme. Dennoch brauchen wir bei so vielen Cenoten alleine zwei Tage, um uns einen Überblick zu verschaffen. Die Wahl fällt schlussendlich auf „Cenote Tankah“ und „Dos Ojos“.

Das Wasser in der „Cenote Tankah“ ist kristallklar, so kristallklar, dass ich mich bei jedem Schritt auf meiner Line im Wasser spiegle. Bei Traumwetter balanciere ich hier über eine 80 Meter lange Waterline mit einem Durchhang von gut fünf Metern. Meine erste Waterline seit mehr als fünf Jahren.

"Dos Ojos": Meine zweite Waterline spannen mein Gefährte Chris Huber und ich über der halb geschlossenen Cenote „Dos Ojos“ (dt. zwei Augen). Ein wahrlich magischer Ort: Auch hier ist das Wasser dermaßen kristallklar und smaragdgrün, dass es mir bei diesem Anblick wahrlich den Atem raubt. Die Spiegelung ist so klar, dass ich das Gefühl habe, als balanciere ich oberhalb eines riesengroßen Spiegels. Ich sehe jede meiner Bewegungen und die surreal anmutende Decke der Höhle, die mit ihren verspielten Felsstrukturen diesen Ort zu so etwas Besonderen macht.

Passend zu diesem magischen Ort habe ich auch meine wohl speziellste Slackline mit im Gepäck: Eine neonrosarote Polyamide-Line. Und ja: „I am man enough to handle it.“ Falls hier jetzt irgendjemand die Nase ob meiner Tussi-Line rümpft.

3rd Spot: Highline-Show an der "Cenote Zaci"

Von Tullum geht es für mich und Chris weiter in die 50.000 Seelen Stadt Valladolid im Bundesstaat Yucatan. Dort angekommen setzen wir uns mit einem Vertreter des örtlichen Tourismusverbandes zusammen und zeigen ihm einiges an Bild- und Videomaterial der vorangegangen Slacklineaktionen in Mexiko und vom „Walk am Dom“, meiner Begehung einer 50 Meter langen Highline; gespannt am Wiener Stephansdom.

Er ist von den Aufnahmen dermaßen begeistert, dass wir ihm am Ende des Tages davon überzeugt haben, auch hier in Valladolid meine Highline aufbauen zu dürfen. Er ist von meinem Besuch sogar so angetan, dass er gleich am nächsten Tag Flyer von meinem Walk auf der „Cenote Zaki“ in der ganzen Stadt verteilen lässt.

Doch vor der Show steht natürlich wieder ein aufwendiger Aufbau an: Mit den Ankerpunkten ist es auch bei diesem Spot alles andere als einfach, immerhin handelt es sich bei der „Cenote Zaki“ nicht um irgendeine Cenote. Nein, es ist vielmehr die geschichtsträchtigste Cenote in dieser Gegend. Valladolid war die erste Stadt, die im Bundesstaat Yucatan entstanden ist. Die Maya haben hier im 15. Jahrhundert die gesamte Stadt rund um die „Cenote Zaki“ erbaut. Damit ist diese Cenote ein richtiges Heiligtum der Bewohner von Valladolid. Nachdem die Einheimischen sehen, dass ich beim Aufbau äußerst behutsam vorgehen, bekomme ich das Go.

Die Highline über die „Cenote Zaki“ ist 40 Meter lang und hängt in einer Höhe von 20 Metern. Während ich sie begehe, verfolgen mich mehr als hundert Mexikaner aufgeregt mit ihren Blicken. Der eine oder andere feuert mich von unten sogar energisch an. Die Stimmung ist gigantisch. Ich verspüre überhaupt keine Anspannung. Ich habe das Gefühl nicht vor Fremden, sondern vor guten Freuden auf meiner Slackline zu balancieren. Von den Glücksgefühlen dermaßen beflügelt, will ich gar nicht mehr runter von meiner Highline und am liebsten bis zum Morgengrauen drauf balancieren.

Mit atemberaubenden Bildern im Kasten aber vor allem in meinem Kopf und Herzen geht es für Chris und mich zurück nach Mexico City, also an jenen Ort, wo vor drei Wochen alles begonnen hat und hiermit auch wieder endet.

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